Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
Als die Kunst die Seiten wechselte – über neue Allianzen zwischen Kunst und Kommerz
Am Beispiel des neu eröffneten Louis Vuitton Store am Wiener Graben hat zuletzt an dieser Stelle Matthias Dusini die besondere ästhetische Qualität des Zusammenwirkens von Kunst und Kommerz deutlich gemacht. Sein Befund deckt sich weitgehend mit Wolfgang Ullrichs These vom “Ende der Autonomie der Kunst”, damit der Vermutung, dass die großen Modemarken (und nicht mehr der staatlich aufrechterhaltene Kunstbetrieb) hegemonial geworden wären für das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft (
https://www.sueddeutsche.de/kultur/wolfgang-ullrich-kunst-autonomie-1.5585782
In einem Beitrag von Philipp Bovermann in der Süddeutschen Zeitung, der versucht, den überragenden Erfolg von “Everything Everywhere All At Once” zu erklären, kommt dieser zu ganz ähnlichen Schlussfolgerungen: Hier wäre ein Merchandising-Konzept der Produktionsfirma A24 zur vollen Entfaltung gekommen, die es verstanden hätte, nach viel Skepsis in der Szene ästhetische und kommerzielle Ansprüche auf einen Nenner zu bringen. Dazu gehören exklusive Mitgliedschaften oder Zugang zu ausgewählten Media-Kanälen ebenso der Verkauf von Trophäen, die im Film vorkommen und den Mitgliedern eine “unorthodoxe multisensorische Erfahrung” und sei es in Gestalt eines Sex-Spielzeugs erlauben: https://www.sueddeutsche.de/kultur/oscars-2023-a24-filmstudio-1.5768125?reduced=true
Aber eigentlich brauchen wir nur eine Musical-Produktion besuchen, wer von dort nicht zumindest ein teures Programmheft mitnimmt, lieber aber eine handsome Repräsentation des Geschehens, der/die hat nicht die richtige ästhetische Erfahrung gemacht…..
Für staatliche Kulturpolitik eine ziemliche Herausforderung…..