Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
Da hat zumindest einer verstanden
Intendant Mathis Huber erzähl von einer Wende, die die Styriarte im Spannungsverhältnis “im Dienst der Kunst” und “im Dienst es Publikums” neu verortet.
Eigentlich ist sein Befund sehr einfach: Die klassischen Werke der Musikliteratur wurden für eine bürgerliche Welt verfasst, die heute nicht mehr existiert. Zeitgenoss*innen von heute verfügen über ein anderes Wissen, haben andere Erwartungen, zeigen ein anderes kulturelles Verhalten.
Der klassische Musikbetrieb zwängt sie aber weiterhin in die alten Formate, schlichtet sie in Sardinenschachtel zwingt ihnen ein überkommenes Zeitregime auf und macht sie darüber hinaus mundtot angesichts dessen, was ihnen auf den (oft nur schlecht einsehbaren) Bühnen vorgemacht wird.
Mit der Styriarte will Huber den Beweis antreten, dass es auch anders geht, dass die Erlaubnis zur Besichtigung durch eine Einladung zur Begegnung ersetzt wird. Und Huber zeigt mit seiner Experimentierfreude (just in einem der kulturkonservativsten Wahrzeichen), dass es geht.
Was spricht eigentlich dagegen, dass andere Kulturbetriebe dem Beispiel von Mathis Huber folgen. Wir bräuchten dann nicht mehr auf dem eingeschrumpelten Luftballon namens “Kulturnation” herumreiten und gerieten stattdessen in eine echte Beziehung mit dem Publikum.
Dazu ein Interview mit Mathis Huber im Kulturmontag.