Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
28/12/2022
Die Entscheidung über den neuen Burgtheater-Direktor oder Der mangelnde Wille zur kulturpolitischen Veränderung
Erst im Gespräch mit jungen Menschen wird mir die ganze Tragweite des verheerenden Signals deutlich, dass sich die Kulturpolitik mit der Bestellung des neuen Direktors des Wiener Burgtheaters Stefan Bachmann geleistet hat: Es soll sich nur ja nichts ändern!
Fast schon stereotyp wird in diesem Zusammenhang das Profil der Staatssekretärin ins Treffen geführt: Als langjährige Beamtin verfüge sie über gute Kenntnisse des selbstrefentiell-erstarrten Verwaltungssystems, darüber hinaus aber sei sie mit keinerlei perspektivisichen Vorschlägen und wohl auch Durchsetzungswillen geschlagen: Eine Bewahrerin par excellence in unsicherer Zeit also.
Und so hat sie es geschafft, nicht rechtzeitig über die eigenen Erwartungen mit dem (noch) amtierenden Direktor Martin Kušej gesprochen zu haben, um ihn jetzt – aus purer Feigheit, in Teilen der Öffentlichkeit nicht gut dazustehen – zu beschädigen.
Und zum anderen ist es ihr gelungen, als seinen Nachfolger noch einmal einen Repräsentanten des “alten Regimes” aus dem Hut zu zaubern, der allen eigenen Vorgaben (Diversität, Gender, Generationenwechsel,…) Hohn spricht.
Über den Grund für Andrea Mayer, alle Hoffnungen auf eine neue Kulturpolitik über den Haufen zu werfen, können wir nur rätseln. Der Umstand, dass sich Bachmann in Köln mit Mobbing-Vorwürfen herum zu schlagen hatte, wird es ja hoffentlich nicht gewesen sein.
Einen besseren Grund für die Abwendung einer jungen Generation, die sich von der Kulturpolitik und dem von ihr verantworteten Kulturbetrieb indigniert abwendet, konnte Mayer nicht liefern.