Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
KinderKunstLabor in St. Pölten
KinderKunstLabor in St. Pölten ( https://www.kinderkunstlabor.at/de ) – Ein in schöne Architektur und Programm gegossener Widerspruch
Also sass ich auf den engen Stufen, die als Sitzplätze für Eltern vorgesehen sind, um ihre Kinder bei der kreativen Arbeit zu beobachten. Mitten im neu errichteten KinderKunstLabor, ein architektonisch beeindruckendes Monument staatlicher Zuwendung an Kinder, die hier untr kundiger Anleitung von Vermittler*innen zu möglichst selbsttätigem eigensinnig-ästhetischen Ausdruck finden sollen.
Und meine Gedanken schweiften zu meiner eigenen Kindheit, in den verwunschenen Schrebergarten meiner Großeltern, wo ich mir – notgedrungen – aus allen möglichen Abfall-Materialen, die ich fand, meine eigene Welt zusammenbastelte, um mich darin abseits des erwachsenen Getriebes selbt zu erfahren. Und mir niemand dreinredete.
Die Differenz könnte nicht größer sein. Hier erfuhr ich die Macht einer Institution, die mir in all ihrer Widersprüchlichkeit entgegen tritt: Da ein durch und durch von Erwachsenen gedachtes und ausgeführtes Ambiente. Und dort der Anspruch, Kindern ein vorgefasstes Ambiente zu bieten, das sie sich zu eigen machen sollen.
Und mir war, als würde ich einerseits von den machtvollen Setzungen eines Herrschaftsanspruches marktwirtschaftlich gefasster Errungenschaften völlig eingenommen. Um dann eingeladen zu werden, mich darin zu verwirklichen.
Aber so funktioniert sie wohl, eine auf Doppelbödigkeit errichtete moderne Gesellschaft, die nimmt, um in mehr oder weniger vorgestanzter Weise einigen Auserwählten wieder zu geben.
Dem Team wünsche ich, einen guten Weg zu finden, um mit diesem unvermeidlichen Widerspruch umzugehen. Und den Kindern, dass sie am aufoktroyierten Widerspruch dieer Institution eher wachsen als erlahmen.