Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
Kulturpolitik in Wien – Über den Nutzen temporärer externer Begleitung
Zumindest darüber können wir uns freuen: Die kulturpolitische Diskussion gewinnt an Fahrt. Und findet zuletzt auch Eingang in den “Kulturmontag”.
Gegenstand war diesmal die Kulturpolitik der Wiener Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler, die ihre Personalpolitik verteidigen musste
https://tvthek.orf.at/profile/kulturMontag/13886866/kulturMontag/14164265
Und mit Fabian Bursteins Auslassungen noch einmal grundsätzliche Fragen zum Verhältnis von Kulturpolitik und Kulturbetrieb anstieß.
Mit seiner Forderung, künftig Schwerpunktsetzungen, klare Vorgaben für den Wiener Kulturbetrieb, nachvollziehbare Arbeitsteilung, Erfolgskontrolle zum Maßstab einer guten Kulturpolitik zu machen, kann ich mich sehr identifizieren.
Wenn aber jetzt Kritik hochkommt, Fachfremde würden zunehmend das Geschehen bestimmen, dann will doch dagegen halten, dass
eine temporäre Begleitung durch Externe die Erarbeitung einer kulturpolitischen Strategie befördern kann (nicht automatisch befördern muss).
Die Wiener Kulturszene ist eine Schlangengrube. Das macht – in der permanenten Auseinandersetzung – ihre Stärke aus. Im Nichtzulassen eines klaren Führungsanspruches auch ihre Schwäche. Dazu kommt, dass weite Teile des Wiener Kulturbetriebs gar nicht von der Stadt sondern vom Bund bespielt werden, die Holding, private Anbieter, sie alle sind wichtige Koakteure. Und nicht zuletzt gilt es, ein kulturelles Verhalten der Wiener Bevölkerung zu berücksichtigen, das sich immer weiter ausdifferenziert; eine ziemlich schaäumende Melange also, die diese Stadt kulturpolitisch prägt.
Da kann es Sinn machen, eine neutrale Instanz von Außen zu beauftragen, einen “interesselosen Blick” auf das Geschehen zu werfen und Vorschläge zur Weiterentwicklung entwickeln zu lassen. Eine solche Serviceleistung dafür spezialisierter Unternehmen muss nichts mit einer Übergabe von kulturpolitischer Verantwortung zu tun haben. Kann aber eine Möglichkeit darstellen, als kulturpolitisch Involvierte einen Schritt zu Seite zu treten, anhand eines externen Spiegels darüber nachzudenken: Was machen wir denn da eigentlich? und Was wollen wir denn wirklich?
Um dann in Beantwortung dieser Fragen die Entscheidung (gegen erwartbaren Widerstand von unterschiedlichster Seite ) zu treffen: So machen wirs. Diese Behauptung bleibt Kaup-Hasler nicht erspart So oder so.