Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
Petra Schaper Rinkel post portam der Angewandten – Das Ende eines Fehltritts
Facebook Freundinnen haben recht gemeit habem, dass es Schaper Rinkel bald nicht mehr als Rektorin der Angewandten geben würde.
Jetzt ist sie grad noch rechtzeitig zurückgetreten. Sie hinterlässt einen Scherbenhaufen. Intern. Aber auch in Form eines umfassenden Imageschadens für eine Kunstuniversität, die die erste weibliche Spitze in ihrer Geschichte bereits nach 15 Monaten wieder heimgeschickt hat.
Ich selbst zähle zu den Leidtragenden ihrer Politik. Sie hat Kulturpolitik als Thema ersatzlos getrichen. Und doch wollte ich ihr einigen guten Willen zusprechen: Es galt, manchen in die Jahre gekommenen alten Zopf abzuschneiden und der jungen Generation neue Freiräume zuzugestehen. Auch ihren Zug, den Kunstbegriff ihres Hauses in Richtung Technologisierung weiter zu entwickeln (auf den ersten Blick durchaus FPÖ-Kulturpolitik kompatibel!) , konnte ich etwas abgewinnen (auch wenn sie damit die kultur- bzw. gesellschaftspolitische Fundierung des Hauses für irrelevant erklärte).
Was aber offenbar auch der alte, sie bestellende Universitätsrat völlig unterschätzt hat, dass Schaper Rinkel über keinerlei sozialer Kompetenz verfügt, um einen umfassenden institutionellen Transformationsprozess nach der langen und erfolgreichen Ära von Gerald Bast überzeugend zu organisieren und alle Beteiligten dafür zu begeistern (ein Kontakt bei ihrer Stammuniversität Graz hätte genügt, um die Grenzen ihrer Persönlichkeit zu erkennen)
Und so irrte sie zunehmend allein in ausgewählten Öffentlichkeiten herum, um sich trotzig in Selbstverteidigung zu üben.
Schaper Rinkel ist positiv anzurechnen, dass sie aus ihrem Scheitern die Konsequenzen gezogen hat. Die Nachfolge wird eine Menge zu tun haben.
Und also kehren jetzt zumindest zwei zurück an die Universität Graz, die aufgebrochen sind, um das Peter-Prinzip zu bestätigen: Mit Martin Polaschek und Petra Schaper Rinkel und ihren überschätzten Ambitionen müssen sich jetzt andere herumschlagen.