Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
Von wegen “Neue Kulturpolitik” – Es ist Krieg, und nur wenige schauen hin.
In diesen Tagen kann schon der medial vermittelte Eindruck überhand nehmen, die Pandemie wäre vorbei und der Kulturbetrieb kehre in altbewehrtes Fahrwasser zurück. Als hätte es keine Diskussion zur Notwendigkeit eines umfassenden Transformationsprozesses gegeben:
Die Produktion läuft wie gehabt, Festwochen, Festspiele landauf und landab, die Intrigen blühen, Übergriffe halten an, Kritikerinnen berichten über den Glamour und das Publikum kauft Karten, allenfalls überlegt es etwas länger, wieviel sie dafür ausgeben mag.
Es ist, als wollte uns der Kulturbetrieb noch einmal mit der Generalbotschaft versorgen: Alles gut, vergesst all die Krisen, die euer Leben bedrohen, solange es unser Angebot gibt kann Euch nichs passieren.
Da können in der routinierten Betrieblichkeit schon einmal die jüngst veröffentlichten Recherchen des Kulturjournalisten Peter Lauderbach “Vokstheater – Der rechte Angriff auf die Kunstfreiheit” unter den Tisch fallen.
Sollten sie aber nicht. Immerhin macht Lauderbach deutlich, dass die tektonischen Verschiebungen der politischen Landschaft auch im Kulturbereich nachhaltige Wirkungen zeigen. Und eine anti-demokratische Rechte als einzige über ein politisches Konzept von Kulturpolitik verfügt.
Dieses ist sie willens, zur Erringung von kultureller Hegemonie mit aller Kraft durchzusetzen. Lauderbach listet akribisch hunderte Fälle von zum Teil brutalen Übergriffen auf Künstlerinnen und Kultureinrichtungen in Deutschland auf, die allesamt zum Ziel haben, den Kulturbetrieb ideologisch neu auszurichten. Und ihn für die Durchsetzung der Überwindung der liberalen Demokratie zu nutzen.
Noch vermag das Programmangebot des Kulturbetriebs in bewährt affirmativer Weise hoerorts zu suggerieren, dass das alles mit uns nichts zu tun hat. Immerhin haben wir jedes Recht auf Unterhaltung in schwieriger Zeit.
Vielleicht sollten wir besser hinhören, wenn etwa der AfD-Abgeordnete meint: “Wenn sich jetzt die Vertreter des linksliberalen Kulturestablishments im ÖLand fragen, ob das, was ich soeben vorgetragen habe, nicht eine Kriegserklärung an ihre Adresse ist, so kann ich sie vollkommen beruhigen. Ja, das ist es”.
Das gilt wohl auch für Österreich. Spätestens mit dem nächsten Eintritt der FPÖ in eine österreichische Bundesregierung werden wir uns daran erinnern. Und mit leeren kulturpolitischen Händen dastehen
https://www.perlentaucher.de/buch/peter-laudenbach/volkstheater.html