Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
Wie man es spielend schafft, die Kluft zwischen Künstler*innen und Gesellschaft weiter zu vertiefen.
Künstler*innen werden in Sonntagsreden gerne als Seismographen der Gesellschaft bezeichnet. Geht es nach der jüngsten Initiative einer Reihe prominenter Schauspieler*innen (#allesdichtmachen) dann zeigt sich, dass da irgendetwas sehr Grundsätzliches nicht stimmt im Verhältnis von Politik, Gesellschaft und Künstler*innen.
Sich gegen die staatlich oktroyierten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie satirisch zu äußern muss ein Grundrecht bleiben (was gegenüber den Religionen hart erkämpft wurde, das muss umso mehr gegenüber dem Staat auch im Ausnahmezustand möglich sein). Dass den Initiator*innen dabei aber nicht bewusst geworden ist, welche Geister sie damit heraufbeschwören und welche (kultur-)politischen Wirkungen sie damit provozieren, zeugt von einer erschreckenden Bewusstlosigkeit und damit Realitätsverweigerung einer Blase, die sich mit dem Freizeichen “künstlerische Autonomie” längst vom großen Rest der Gesellschaft verabschiedet hat.
Jetzt jubeln die rechtspopulistischen und rechtsradikalen Kräfte über so viel Unterstützung
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. Und alle anderen beginnen zu ahnen, wohin der Niedergang demokratischer Kulturpolitik der letzten Jahre zu führen droht: Zu einer politisch orientierungslosen Gruppe arrivierter Künstler*innen, die bereit sind, zu Gunsten einer möglichst reibungslose Fortsetzung des Betriebs wenn notwendig auch über (satirische) Leichen zu gehen. Zu einer weiteren Vermehrung von Künstler*innen, die bereits vor der Pandemie in prekären Verhältnissen gearbeitet haben (und dabei weder von der Kulturpolitik noch von ihren prominenten Kolleg*innen Unterstützung bzw. Solidarität erfahren haben). Und zur Vertiefung einer Stimmungslage in breiten Teilen der Bevölkerung, die pauschal alle Künstler*innen dorthin stellt, wo sie sie schon immer haben wollte: ins gesellschaftliche Out, dorthin, wohin sie sich jetzt selbst katapultiert haben, weil die ja ohnehin nur an sich selbst denken würden und zur Lösung der anstehenden gravierenden Probleme, mit denen wir uns alle spätestens nach dem Ende der Pandemie werden beschäftigen müssen, nichts beitragen könnten oder wollten.
Die Geschichte sollte uns sicher machen: Weite Teile der Künstler*innen hatten noch nie ein Problem, sich in Krisenzeiten mit autoritären Kräften gemein zu machen, wenn das der Preis fürs möglichst ungehinderte Weiterspielen war. Wenn #allesdichtmachen kein Weckruf für den Neustart einer demokratischen Kulturpolitik ist, dann weiß ich auch nicht.