Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
Bildungspolitische Diskriminierung
In seinem jüngsten Kommentar in der Kleinen Zeitung weist der Erziehungswissenschaftler Stefan Hopmann noch einmal eindrücklich auf die bildungspolitischen Fehlentwicklungen des österreichischen Schulwesens hin. Während wir alle auf den langersehnten Hinweis des Bildungsministers warten, wann und unter welchen Umständen die Schulen wieder geöffnet werden, ortet Hopmann anhand der aktuellen Vorgaben eine systemische Diskriminierung derer, die Bildung am Nötigsten haben
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. Während Faßmann und Co nach wie vor suggerieren, der geltende Lehrplan könne mit anderen Mitteln durchgehalten werden” mach sich ein pädagogisch getarnter “Sozialdarwinismus” breit, der die Schwächsten der Gesellschaft immer mehr an den Rand drängt. Im Zentrum des Interesses stehen die Abschlussklassen und die Maturajahrgänge. Diejenigen hingegen, die durch Corona und ihre prekären Lebensumstände ohnehin schon schwer belastet sind, werden mit der einseitigen Ausrichtung von Schule als gesellschaftlicher Selektionsort doppelt belastet. Was wäre eigentlich dagegen gestanden, die Lehrkräfte in der Zeit der Schulschließungen damit zu beauftragen, den besonders Belasteten zu helfen, fragt Hopmann, um so der zentralen Aufgabe der Schule als Ort der sozialen Integration zu entsprechen? Mit dieser Frage wollte sich der Maturant Faßmann wohl gar nicht erst aufhalten. Das geht – so steht zu befürchten – weil sich jene, “denen in der Schule wie im Leben in überproportionaler Weise die Corona-Folgekosten aufgebürdet werden“, am wenigsten dagegen wehren können. Ob da die Schulen eine Woche früher oder später öffnen, ist angesichts der herrschenden Ideologie gesellschaftlicher Spaltung ziemlich wurscht.