Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
16/11/2020
#kulturellebildung #kulturvermittlung #covid19
Erleben wir gerade das Ende Kultureller Bildung? – Und die entscheidenden Akteure merken es gar nicht?
Bereits während des ersten Lockdowns habe ich mich gewundert, dass die für Kulturelle Bildung zuständigen Institutionen wie KulturKontakt Austria (OEAD) keinen Grund sehen, die zunehmend prekäre Situation des Sektors und die möglichen Konsequenzen in den Blick zu nehmen.
Die Antworten der zuständigen Stellen waren mehr als lapidar: Es dürfen ja keine externen Personen (und damit auch nicht Künstler*innen) in die Schulen, Kooperationen mit Kultureinrichtungen können halt nicht stattfinden und auch innerhalb der Schulen sind alle nicht digital verhandelbaren Kulturaktivitäten unmöglich
. Was sollen wir da groß machen?
Gerade habe ich eine neue Handreichung des deutschen Rats für Kulturelle Bildung „Durch Kulturelle Bildung zu Good Leadership“ erhalten.
Und ich war einigermaßen konsterniert, dass diese zentrale Agentur für Kulturelle Bildung auf nach mehr als einem halben Jahr nach Ausbruch der Pandemie mit keinem Wort auf die Folgen und die damit verbundenen grundstürzenden Veränderungen eingeht.
Ganz offensichtlich gibt es für diejenigen, die vorgeben, die konzeptionellen Grundlagen für den Sektor zu erarbeiten, die Pandemie gar nicht
. Abgesichert in ihren auf Ewigkeit zielenden Institutionen glauben ihre Nutznießer*innen, Kulturelle Bildung fände irgendwie außerhalb dessen statt, was da auf den Bildungs- und der Kulturbetrieb hereingebrochen ist.
Mit dieser Form der institutionellen Ignoranz zeigt sich in erschreckender Weise ein Ausmaß an Weltfremdheit, von dem weite Teile des Sektors betroffen zu sein scheinen
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. Und dabei würden gerade jetzt diejenigen, die auf Grund der einschränkenden staatlichen Maßnahmen in existentielle Krisen geraten, Wortmeldungen von maßgeblicher Stelle zur Meisterung der aktuellen Umstände wie einen Bissen Brot brauchen.
Aber die Fachöffentlichkeit schweigt beharrlich. Also werden die übrigbleiben, die sich in privilegierten Positionen wissen, während alle anderen sich verlassen fühlen müssen, um eher früher als später – als Ergebnis des Mangels an “Leadership derer, die es besser wissen sollten – aufgeben.
Aber vielleicht ringt sich da ja doch noch jemand durch und überwindet das herrschende Bollwerk selbstreferentieller Rhetorik und beginnt darüber zu reden, was gerade jetzt der Fall ist.