Cathrin Kahlweit hat die Regisseurin Marie Kreutzer für die Süddetusche Zeitung gefragt, wie es mit ihrem Film “Corsage” weiter gehen soll:

Ihre Message: “In “Corsage” stecken jahrelange Arbeit und viel Liebe von vielen Menschen. Deshalb tut es ja auch so weh, dass dieser Film immer mit diesen grauenvollen Taten behaftet sein wird.”

 

Das Team rund um Kreutzer, das in diesen Tagen nach allen Richtungen hin vorgeführt wird, ist in der Tat nicht zu beneiden. Und unterliegt doch einem “Kurzschluss”, der negiert, dass eigentlich nichts dafür spricht, dass das, was in der Gesellschaft an “Perversionen” passiert, ausgerechnet rund um den Filmbereich einen großen Bogen machen soll.

Ausgerechnet das künstlerische Schaffen, das vorgibt, der Gesellschaft einen ungeschönten Spiegel vorzusetzen, wird es schwer haben – trotz aller Präventiv-Maßnahmen, die jetzt vordergründig diskutiert werden – nach außen den Charakter steriler Trieblosigkeit zu vermitteln.

 

Mitgehangen -mitgefangen: Ein Film, der über spontaner Lebenslust und abgrundtiefem Lebensekel seiner Protagonistin erzählt, will jetzt mit all dem, was Menschen in ihrem Innersten umtreibt, nichts, aber auch garnichts zu tun haben: Weil es sich ja ausschließlich um Kunst handelt.

 

Das ist kein Plädoyer, im Rahmen des Kunstschaffens bei Übergriffen andere Maßstäbe anzulegen als im großen Rest der Gesellschaft. Aber es ist der Versuch einer kritischen Selbstreflexion, den Spagat zwischen der künstlerischen Darstellung der Abgründe menschlicher Existenz und der propagierten Harmlosigkeit ihrer Akteure allzuweit auseinander klaffen zu lassen.

Apropos: Marie Kreutzer vereitet ihren nächsten Film über Kindesmissbrauch vor.