Wimmer’s Kommentar
Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.
28/05/2024
Acht Museen für 99 Euro
Knapp vor den Wahlen hat sich kulturpolitisch nun doch herumgesprochen, dass die österreichischen Bundesmuseen zu einem Instrument der Tourismusbranche geworden sind, während die heimische Bevölkerung bestenfalls noch als eine vernachlässigbare Beigabe an der Tageskasse verhandelt wird.
Wurden die großen Kulturtanker noch vor 30 Jahren als Rückversicherungsanstalten kultureller Identitätsbildung einer als homogen vorgestellten nationalen Bevölkerung verhandelt, so haben sich diese seither als Standorte der globalen Freizeitindustrie weiter entwickelt.
Daran haben die vielfältigen Bildungs- und Vermittlungsbemühungen zugunsten “benachteiligter Zielgruppen” nichts zu ändern vermocht. Zu groß der Kommerzialisierungsdruck, der die ehemaligen Leitmedien der Kultur aus dem Zentrum der Gesellschaft in die Beliebigkeit des Kulturmarktes gedrängt hat.
Das hat gravierende Konsequenzen für die Kulturpolitik, vor allem dort, wo sie die anhaltende Privilegierung eines überwiegend wohlhabenden Publikums gegenüber der wachsenden Zahl der Krisenverliererinnen, die andere Sorgen haben als ins Muserum zu gehen, argumentieren muss.
Die brutale Konkurrenz der Bundesmuseen auf den Touristenmärkten hat bislang verhindert, eine gemeinsame Eintrittskarte aufzulegen. Das ist jetzt – gegen manch massiven Widerstand der Betriebswitschafterinnen – gelungen.
Der Preis von 99 Euro macht deutlich, dass dieses Angebot mit den Lebens- und Arbeitsverhältnissen in einer Vielfaltsgesellschaft nichts zu tun hat. Das Management der Museen hingegen wird allfällige Einnahmenkürzungen verschmerzen. Für 2025 ist eine Anhebung der Basisabgeltung an die Bundesmuseen auf 145 Mio vorgesehen.