Michael Wimmer
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Wimmer’s Kommentar

Michael Wimmer bezieht in seinen Kommentaren regelmäßig Stelllung zu den neuesten Entwicklungen in Kultur, Bildung und Politik.
Ergänzt werden diese durch eigene Begegnungen und Erlebnisse im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent, Autor und Berater.

22/04/2020
#Kulturbetrieb #Corona

Sehr geehrter Herr Kulturminister, sehr geehrte Frau Kulturstaatssekretärin,

Ihre kulturpolitische Performance der letzten Tage ist, um es vorsichtig zu sagen, sehr bescheiden ausgefallen. Mit dem simplen Satz „Es soll niemand zurück gelassen werden“ werden sich keine großen Freunde mehr machen. Eine in überkommenen Traditionen erstickte Kunstsektion unter der  Leitung von Jürgen Meindl, der schon viele politische Wasser hinter geschwommen ist, ist auf die aktuelle Situation in keiner Weise vorbereitet und bietet Ihnen offenbar keinerlei brauchbare Grundlagen für das, was es jetzt zu tun gilt. Also agieren Sie im luftleeren Raum. Und jede*r im Kulturbetrieb Tätige, der*die Ihre Medienauftritte verfolgt, weiß sich mit dem, was Sie aktuell zu bieten haben – verloren. Sie SIND Corona, that’s it!

Ob sie da noch den einen Fond ein bisschen weiter aufmachen oder den Künstlerhilfefond mit seinen zusätzlichen Mitteln doch noch zu laufen bringen, mag einzelnen Künstler*innen Erleichterung in ihrer Not bringen, für die Zukunft des Kulturbetriebs ist das völlig irrelevant. Und Sie stehen für diese Irrelevanz – Jeder und jede, die den Fernsehapparat aufgedreht hat, ich versichere Sie, konnte sich davon persönlich überzeugen.

In einem Beitrag von Felwine Sarr in der Süddeutschen Zeitung hab ich einen Satz gefunden, bei dem ich hängen geblieben bin: „Die Wirklichkeit, wie wir sie kennen, ist dabei, sich aufzulösen. Die Versuchung, es wieder zusammen zu flicken, ist natürlich groß, man könnte auch den Zerfall beschleunigen. Wir erleben eine Umwälzung, die den Weg öffnet für eine soziale Öffnung für eine soziale Umformung – vorausgewetzt, wir arbeiten daran.“

Wenn das stimmt, dann wird spätestens im Herbst innerhalb des Kulturbetriebs kein Stein auf dem anderen bleiben. Und wir befänden uns unversehens in einer Hochzeit der Kulturpolitik. Wenn, wenn nicht in dieser Zeit des temporären Stillstands wären Initiativen angesagt, neue kulturpolitische Entwürfe in die Welt zu bringen, die mehr sind, als einen bereits vor Jahren ins Abseits gestellten Kulturbetrieb irgendwie am Laufen zu halten.

Mir ist klar, dass Sie keinerlei Ahnung von Kulturpolitik haben, Sie sind leider nicht die einzigen (das haben Sie in den letzten Jahren bravourös den Rechten überlassen). Und doch frage ich Sie ernsthaft: Wann, wenn nicht jetzt, könnten die Weichen für die Konzeption einer Gesellschaft von morgen (inklusive der Relevanz von Kunst und Kultur in dieser Gesellschaft ) gestellt werden. Und wollen Sie ernsthaft diese einmalige Chance auslassen, über unser aller Zukunft einen kulturpolitischen Diskurs zu führen und sich stattdessen mit dem zornigen Herbert Föttinger darüber zu streiten, ob 20m2 Begrenzungsbedarf für eine Person in seinem Haus zu viel sind oder doch 12 genügen?

Anders gefragt:  Sind Sie noch zu retten?

 

 

 

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