Wimmer’s Blog
Michael Wimmer schreibt regelmäßig Blogs zu relevanten Themen im und rund um den Kulturbereich.
Anhand persönlicher Erfahrungen widmet er sich tagesaktuellen Geschehnissen sowie Grundsatzfragen in Kultur, Bildung und Politik.
Was gegen die Angst vor den Rechten hilft
Das eigene Wollen mit Haltung zu entwickeln und umzusetzen
Auf dem Weg nach Hause kommen mir gerade ein paar junge Männer entgegen, die sich angeregt unterhalten. Unmittelbar beim Vorbeigehen erreicht der Satz „In Deutschland müssen wieder Konzentrationslager gebaut werden“ mein Ohr. Danach verschwindet der Sprecher hinter mir im Dunklen.
In welchem Zusammenhang immer dieser Satz gesagt wurde, er bestätigt die Dringlichkeit für uns alle, sich mit dem wachsenden Rechtsradikalismus auseinander zu setzen. Eine gute Gelegenheit dafür bot das letzte Wochenende, an dem die evangelische Akademie Loccum zu einer Tagung eingeladen hatte. Sie versuchte damit, das Verhältnis des Kulturbetriebs vor allem in Deutschland zu einer erstarkenden Rechten klären zu helfen. Nur wenige Tage nach dem Attentat in Hanau und – dessen ungeachtet – dem Wiedereinzug der AfD in den Hamburger Senat war vielen Teilnehmer*innen die Betroffenheit ins Gesicht geschrieben.
Darf man mit Rechten reden?
Im Zentrum stand der Diskussionen stand die Frage, ob man angesichts der aktuellen Radikalisierungstendenzen mit Rechten überhaupt reden darf. Die Vertreter*innen einer kategorischen Verneinung dieser Frage wurden bestärkt von den Ausführungen der Politikwissenschafterin Carola Book, die einen umfassenden Einblick in das Gedankengut und das strategische Vorgehen neurechter Bewegungen bot
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. Je länger der Vortrag dauerte, desto mehr beschlich mich der Eindruck eines Voyeurismus bei den Zuhörenden, die gar nicht genug Details bekommen konnten, um sich so auf der „richtigen“ Seite zu wissen. Der Umstand, dass Frau Book auf Grund ihrer Recherchen persönlichen Angriffen ausgesetzt war, soll damit in keiner Weise klein geredet werden, eher schon die mit Moral getränkte Angst-Lust, die mit dem Zuruf an die Referentin „Mehr davon“ zunehmend den Raum erfüllte. Im Gegensatz zu Book kamen Wortmeldungen von Kulturverantwortlichen vor allem aus östlichen Kommunen, die allein auf Grund der neuen Stärkeverhältnisse in ihrem beruflichen Alltag um eine Kommunikation mit AfDlern nicht herumkommen. Für alle Entrüsteten hatte der „Kulturreporter“ Peter Grabowski so manche Tipps parat. Vor allem anhand diverser digitaler Strategien zeigte er auf, wie leicht es moralisch Gutmeinende den Rechten machen, gegen das eigene Wollen für deren Zwecke instrumentalisiert zu werden.
Wenn wir in den rechten Positionen so manche eigene dunkle Stelle entdecken
Ich durfte kurz zur österreichischen Situation sprechen (dazu ein eigener Blog in den nächsten Tagen) und danach eine Diskussionsrunde leiten, an der der Autor Per Leo und der direkt gewählte linke Abgeordnete Helge Lindt teilnahmen. Vor allem Per Leo war mir mit seinen Einschätzungen hilfreich, wenn er vermutete, dass viele Positionen der Neuen Rechten nicht einfach als das schiere Gegenteil dessen ausdrücken, was auch das Denken und Handeln ihrer Gegner*innen umtreibt. Ohne entlang der Zuschreibung als unbewusste Projektion in die Falle eines simplen Psychologismus abzugleiten, wurde doch deutlich, dass uns die Strategie, das schiere Gegenteil dessen zu behaupten, was die Rechten vorgeben, nicht wirklich weiter bringen wird. Politischer argumentierte da schon Helge Schmied, der es ja nahezu täglich mit den politischen Inszenierungsversuchen der AfD im Bundestag zu tun hat. Aber auch bei ihm überwogen die Versuche, die Taktiken dieser Bewegung im Detail zu durchschauen zu analysieren (um sie so besser bekämpfen zu können), vor dem Anspruch, eigene Positionen überzeugend darzustellen.
Wenn die Kulturverwaltung dazwischen steht
In einer eigenen Arbeitsgruppe kamen die Vertreter*innen der kommunalen und regionalen Kulturverwaltungen miteinander ins Gespräch. Ihre Aufgabe im Zusammenhang mit dem grassierenden Rechtsentwicklungen sahen sie vor allem in einer Vermittlerrolle, die versucht, alle Akteursgruppen im Gespräch zu halten (besonders interessant war in diesem Zusammenhang der Bericht einer Kollegin aus Dresden, deren Aufgabe es u.a. war, die Kontakte zwischen den mittlerweile tief verfeindeten Gruppen um Uwe Tellkamp („Charta 77“) einerseits und Durs Grünbein andererseits nicht ganz abreißen zu lassen. Dazu hat sich eine Reihe von kommunalen Kulturverwaltungen vorgenommen, in nächster Zeit einen Schwerpunkt auf demokratiepolitisch relevante Aktivitäten zu legen.
6,5 Mio. Rechte und 10 Mio. Zuwander*innen (in einem Land mit 80 Mio. Bewohner*innen)
Gegen Ende der Veranstaltung stellt Holger Bergmann vom Fonds Darstellender Künste die Initiative „Die Vielen“ vor, die ihren Ausgang eigentlich von Österreich genommen hat. Anhand einiger Rechenbeispiele machte er immerhin klar, dass es sich bei den Aktivist*innen der Neuen Rechten nach wie vor um eine beträchtliche Minderheit handelt (6,5 Mio. von rund 80 Mio
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. in Deutschland Lebende). Im Vergleich zu ihnen ist allein die Zahl derer, die auch in Deutschland leben, denen aber auf Grund der geltenden Staatsbürgerschaftsrechten jegliche politische Mitbestimmung verwehrt ist, mit 10 Mio. wesentlich größer. Und wieder zeigte sich mit dieser Erwähnung das möglicher Weise entscheidende Manko solcher Veranstaltungen, wenn bei solchen Gelegenheiten nicht nur die Repräsentant*innen der Neuen Rechten keine Stimme haben (was einiger Maßen nachvollziehbar ist) sondern auch diejenigen, über die als Zugewanderte vorrangig der politische Streit tobt; weil sich diese 10 Mio. nicht eingeladen waren oder sich nicht eingeladen gefühlt haben
. Und sich so auch nicht am Gespräch in Loccum beteiligen konnten.
Mit Rechten reden ist keine moralische sondern eine politische Entscheidung
Damit aber wurde klar, dass die entscheidende Frage möglicher Weise nicht darin besteht, ob „wir“ mit den Rechten reden dürfen oder nicht. Wichtiger ist da schon die Entwicklung einer klaren Haltung, die um die Bedeutung des eigenen Anliegens weiß und dieses möglichst breit umzusetzen versucht (und sich so angesichts der rechten Gefahr nicht ausschließlich ex negativo zu definieren braucht). Dass bei der Durchsetzung dieser Anliegen jede Menge Stolpersteine warten (nicht zuletzt solche, die von Rechten errichtet werden) ist evident. Die Entscheidung, ob es auf dem Weg dorthin Sinn machen kann, mit den Rechten zu kommunizieren bzw. sich mit ihnen im direkten Umgang auseinander zu setzen, bestimmt sich dann nicht in erster Linie moralisch sondern in erster Linie politisch und damit in der Einschätzung, ob sich im jeweiligen politischen Kontext Erfolge für das eigene Anliegen erzielen lassen.
Statt wie das Karnickel auf die Schlange zu starren: Wie wär‘s mit Versuchen, die eigenen Stärken zu nutzen?
Und wie steht es mit Wenn immer wieder betont wurde, wie gut es den Neuen Rechten gelungen wäre, bestimmte, zum Teil aus der außerparlamentarischen Opposition der 1970er Jahre stammende Inszenierungspraktiken anzuwenden (und dabei die Gegner zu instrumentalisieren), könnte immerhin ein Gedanke darauf verschwendet werden, wie wir Szenarien entwickeln können, die die Verhältnisse umkehren. Umso zur Frage zu kommen, wie es gelingen kann, dass ein auf demokratischen und solidarischen Grundsätzen ruhender Kulturbetrieb seinerseits Inszenierungen entwickelt, in denen nicht seine Akteure sondern die Rechten vorgeführt werden (die, da waren sich alle Teilnehmer*innen einig, bislang keine adäquaten Antworten auf nahezu alle anstehenden gesellschaftlichen Probleme geboten haben).
Voraussetzung dafür ist freilich ein mentaler Wandel, der die Kulturszene aus ihrer mittlerweile traditionell defensiven Haltung herausführt. Der Staat allein wird’s nicht mehr richten (auch dort sitzen bereits rechte Kräfte). Also wird der Kultursektor in ganz unterschiedlichen Partnerkonstellationen nicht darum herumkommen, durchaus im Sinne der nach wie vor großen Mehrheiten überzeugende Alternativen zu entwickeln, hinter die eine Rechte (die in der Aufmerksamkeitsgesellschaft nur zu leicht größer gemacht wird als sie sich selbst weiß) dorthin zurückkehrt, von wo sie aufgebrochen ist, in eine Welt der Ewig-Gestrigen. Dorthin, wo hoffentlich auch die jungen Männer gegangen sind, denen ich begegnet bin.
Bild: wikimedia commons “Kloster Loccum“ Losch. CC BY-NC-SA.