Wimmer’s Comment
Michael Wimmer regularly comments on the latest developments in culture, education and politics in his german commentaries. These are complemented by his own encounters and experiences as a lecturer, author and consultant.
Corona
Das Virus und seine Nebenwirkungen
An den österreichischen Kunstuniversitäten werden erste Vorsichtsmaßnahmen eingeführt: Die Studierenden sollen einander nicht zu nahe kommen und Gruppenbildungen meiden. In anderen Ländern ist man da bereits weiter. Deutsche Ballett-Kompanien sagen Gastspiele in Asien ab; in Italien bleiben die Kulturinstitutionen geschlossen, selbst Giorgio Armani hat sich entschlossen, seine Präsentation auf der Mailänder Fashion Week ohne Zuschauer*innen über die Bühne gehen zu lassen, statt dessen begnügt er sich mit einer Video-Übertragung, ohne dass jemand der Schau bewohnt. Und schon gibt es Überlegungen, mit Hilfe der digitalen Mittel künftig auf physische Beteiligung gleich auf Dauer zu verzichten.
Vorsichtsmaßnahmen gegenüber einem Krankheitserreger, dessen Wirkungen noch nicht in vollem Ausmaß erforscht werden konnten, sind wichtig. Zugleich kommen wir um den Umstand nicht herum, dass dies beträchtliche Nebenwirkungen hervorzurufen vermöge, die – jedenfalls zur Zeit – größeren Schaden anrichten als das Virus selbst.
Schon laufen nicht nur junge Menschen mit der Frage herum, ob man Asiat*innen noch die Hand geben darf oder ob man nicht besser einen Umweg um sie macht. Ganz offensichtlich werden in der aktuellen medialen Verunsicherung rassistische Reflexe angesprochen, die ganz wunderbar in ein rechtes Ordnungsgefüge passen: Hier die gesunden Einheimischen und dort die potentiell kranken Ausländer, vor denen es gilt, sich zu schützen. Mit den ersten Boykottaufrufen wird zudem deutlich, dass hier auch ganz handfeste ökonomische Interessen im Spiel sind, die mit diesem diffusen Bedrohungsszenario die Chance sehen, die Konkurrenten am globalen Markt zumindest temporär in die Defensive zu drängen.
Während wir uns vor „Corona“ fürchten, werden in unserem Nachbarland die Grundlagen des demokratischen Zusammenlebens unterminiert
Besonders bedrängend finde ich, dass mit der völligen Usurpierung der öffentlichen Aufmerksamkeit auf „Corona“ eine Vielzahl anderer Themen schlicht einfach nicht mehr zur Kenntnis genommen wird. Also erfahren wir nichts über den möglichen Wahlausgang in unserem Nachbarland Slowakei, das mit seiner Präsidentin Zusana Caputova zuletzt Hoffnungen auf eine politische Trendumkehr in Richtung liberale Demokratie und offene Gesellschaft gemacht hat. Am kommenden Wochenende macht sich die “Volkspartei” des Neonazis Marian Kotleba mit seinen Gesinnungsgenoss*innen daran, das Ruder zu übernehmen
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. Im Erfolgsfall würden sie zusammen mit den übrigen Visegrad-Staaten die politische Landschaft der Region nachhaltig verändern. Und damit auch den rechten Kräften in Österreich beträchtlichen Auftrieb verschaffen, die mit ihrem Wirken die Folgen von „Corona“ für breite Teile der Bevölkerung rasch in den Schatten stellen würden. Die Ermordung von Jan Kuziak und seiner Lebensgefährtin gaben dafür einen kleinen Vorgeschmack.
Die Angst geht um, jeder Anlass ist willkommen, ihr Ausdruck zu geben
Bleibt die Frage, warum die Medien auf ein so breites Interesse an „Corona“ setzen können. Meine Vermutung wächst, dass sich in großen Teilen der Bevölkerung eine beträchtliche „Lebensangst“ breit gemacht hat. Offenbar grassiert ein umfassendes Gefühl der Angst, die fast um jeden Preis bestätigt werden will. Als macht sich eine mediale Berichterstattung auf, auch noch den letzten Unheilverkünder aufzuspüren, der diese bestätigt. Verhältnismäßigkeit sieht anders aus.
Schon 2018 hat der Moraltheologe Paul Zulehner ein Buch mit dem Titel „Entängstigt Euch!“ vor dem Hintergrund der politischen Instrumentalisierung von Zugewanderten herausgebracht. Dieser Zuruf könnte heute in Richtung „Corona“ erneuert werden.
So wie die jährliche Grippe-Welle kommt und geht, so werden die Folgen des Corona-Virus bald verblassen (und die nächste Sau durchs mediale Dorf getrieben). Die Nebenwirkungen aber werden bleiben und wir werden noch lange an ihnen leiden.