Wimmer’s Comment
Michael Wimmer regularly comments on the latest developments in culture, education and politics in his german commentaries. These are complemented by his own encounters and experiences as a lecturer, author and consultant.
22/10/2024
Die Amtsführung der Rektorin der Angewandten Petra Schaper Rinkel in der öffentlichen Diskussion
Schaper Rinkel I
Ganz offensichtlich hat der Universitätsrat der Angewandten seiner Rektorin Petra Schaper Rinkel in seiner jüngsten Sitzung den Auftrag gegeben, endlich die Öffentlichkeit zu suchen. Nachdem die Strategie, sich einzubunkern, die wachsenden Konflikte einfach durchzutauchen und im Notfall mit Falschaussagen über die Runden zu kommen, folgt jetzt der Versuch einer offensiven Vorwärtsstrategie, um zu retten, was noch zu retten ist ( https://www.derstandard.at/…/rektorin-der-angewandten… ).
Und doch erweist sich die Wahl von Schaper Rinkel schon jetzt als doppelt verhängnisvoll.
Mit ihrer so offensichtlichen Unfähigkeit, ein so komplexes Unternehmen überzeugend zu führen, beschädigt sie nicht nur auf nachhaltige Weise das Erbe des Rektorats ihres Vorgängers.
Es ist anzunehmen, dass der ehemalige Universitätsrat Schaper Rinkel ausschließlich auf Grund ihrer beruflichen Qualifikationen bestellt hat. Und doch bedient sie mit ihrem Führungsverhalten das furchtbare Klischee, mit ihr sei – wie zuletzt in weiten Teilen des Kulturbetriebs – einmal mehr eine “Quotenfrau” zum Zug gekommen, selbst um den Preis, damit das Unternehmen in den Sand zu setzen.
Sie von ihrer Position zu entfernen wird nicht einfach sein. Wie das ausgehen könnte, das zeigt das Beispiel der Bruckner-Universität in Linz. Dort war vor zehn Jahren Marianne Betz zum Zug gekommen. Ihre Amtstätigkeit erwies sich schon bald als eine veritable Fehlentscheidung. Fast scheint es, als hätte Schaper Rinkel hier eine Blaupause genommen. Also siechte die Universität eine Amtszeit dahin, Betz entging bei ihrer Bewerbung für eine zweite Amtszeit nur knapp dem Eklat, erst garnicht zum Vorsprechen eingeladen zu werden.
Die Bestellung ihrer Nachfolgerin zeigt, dass das Argument der Quotenfrau ins Leere geht: Immerhin war es nach ihr wieder eine Frau Ursula Brandstätter, der es gelang, das Haus wieder in perspektivisches Fahrwasser zu lenken.
https://www.derstandard.at/story/1339638804805/rektorswahl-an-bruckner-uni-betz-durfte-doch-vorsprechen?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTAAAR2z-oy1_EPvxNbUtKy77VlS5sim8NV2t-b6Q5uKU3q2FzGuCNpRyiFHfuE_aem_CnK4WcebxWvrDtnlodFB9A
Schaper Rinkel II
Ja, der Fall Schaper Rinkel hat für mich auch eine persönliche Dimension. In einem Gespräch eröffnete mir die neue Rektorin, dass meine Lehrveranstaltung zum Thema Kulturpolitik – Dozentur am Haus hin oder her – nicht weitergeführt und das jährliche Symposium zu aktuellen kulturpolitischen Fragen nicht mehr statt finden würde. Von einer Mitarbeiterin erfuhr ich dann auch noch, dass ein bereits weit fortgeschrittenes Buchvorhaben trotz Zusage gestrichen worden sei.
Nun steht es im Ermessen einer neuen Führung, die Agenda ihres Vorgängers nicht einfach fortzusetzen und eigene Schwerpunkte zu setzen.
Die jüngsten Stellungnahmen der Rektorin beziehen sich auf eine Reihe weiterer Fälle, die allesamt darauf hinauslaufen, ältere Kolleg*innen mehr oder weniger unsanft zum Abschied drängen.
Auch da will ich der neuen Führung eine gute Absicht konzedieren, es spricht für sich, jüngeren Kräften eine Chance zu geben, um das Unternehmen zu dynamisieren.
Und doch bleibt ein schaler Eindruck einer systemischen Diskriminierung, wonach sie Alter per se disqualifiziert. Die ultimative Aufforderung, die “sozialpolitischen Errungenschaften, mit 65 Jahren in Pension zu gehen” entwertet jegliche Erfahrung. Und sie verunmöglicht das Gespräch zwischen den Generationen, die eine Institution wie die Angewandte überhaupt erst lebendig machen.
Ja, Frau Rektorin, ich fühle mich mit vielen Kolleg*innen allein auf Grund meines Alters ausgeschlossen. Sie benutzen ein Kriterium, das nichts über die fachliche Kompetenz aussagt, vielmehr einem modischen Trend eines Jugendwahns nachgibt, um damit eine zentrale Kunstinstitution inhaltlich zu entleeren, ohne selbst etwas jenseits eines drögen Marktingspeechs zur eigenen Rechtfertigung zu sagen zu haben.