Wimmer’s Comment
Michael Wimmer regularly comments on the latest developments in culture, education and politics in his german commentaries. These are complemented by his own encounters and experiences as a lecturer, author and consultant.
Lukas Resetarits und die narzistische Kränkung der Künstler*innen
Im Laufe der Zweiten Republik haben Künstler*innen Großes für Österreich geleistet. Ihnen ist es zu verdanken, dass der am Boden liegende Kleinstaat nach 1945 sich zur weltweit geachteten „Kulturgroßmacht“ aufschwingen konnte (um dabei auch gleich die Beteiligung vieler Österreicher*innen am Nazi-Regime vergessen zu machen). Sie sind mit Bruno Kreisky in den 1970er Jahren ein Stück des Weges mitgegangen, um Österreich einen überfälligen Reformschub zu verpassen. Zeitgleich waren an sie der Gründung der grün-alternativen Bewegung beteiligt, haben in der Aufdeckung des Lügengebäudes von Kurt Waldheim den vielen „Ehemaligen“ den Wind aus den Segeln genommen und sich nicht zuletzt zu Beginn der 2000er Jahre noch einmal mit großer Entschiedenheit gegen Ausländerfeindlichkeit und Populismus gestemmt.
Wenn ich Lukas Resetarits bei seinem Wutaufschrei zuhöre, dann klingt vor allem die Klage heraus, trotz dieser glorreichen Geschichte nicht gehört und wahrgenommen zu werden: „Wir waren die ganze Zeit brav und doch hat niemand mit uns gesprochen“. Diese Ignoranz trifft nicht nur sein persönliches Selbstbewusstsein ins Mark: „Das haben wir uns nicht verdient!“
Wenn aber Lukas Resetarits in seiner Betroffenheit die Existenz eines Kunststaatssekretariats gleich ganz in Frage stellt, dann ist ihm möglicher Weise nicht bewusst, was er da sagt: Immerhin könnte es sein, dass – ohne dass wir es gemerkt hätten – die einmalige Erfolgsgeschichte der Zusammenarbeit zwischen Politik und Kultur gerade jetzt an ihr Ende gekommen ist. Einfach gesagt: Das Erschrecken über die Folgen der Privatisierung des Kulturbetriebs der letzten Jahre wird uns erst in diesen Tagen der Krise voll bewusst.
Im kakophonen Konzert der Ansprüche einer Vielzahl von Lobbyisten aus allen Teilen der Gesellschaft kommt dem Kulturbetrieb als politischer Partner zur Lösung der Krise heute keine signifikante Bedeutung zu. Bislang erschöpfen sich seine Beiträge weitgehend in der Artikulation von Bestandsinteressen. Also wird er mit wenig maßgeschneiderten Hilfs- und Härtefonds abgespeist, die – so ist zu befürchten – ihn noch weiter an den gesellschaftlichen Rand drängen werden.
Ulrike Lunacek könnte immerhin Anleihe bei ihren Vorgänger*innen nehmen: Etwa bei der „Kulturmutti“ Hilde Hawlicek, die es mit ihrer unmittelbaren Art verstanden hat, mit der Szene auf Du und Du zu sein
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. Der Intellektuelle Rudolf Scholten hingegen wollte gern “einfach nur zuhören“, um dabei den Künstler*innen zu vermitteln, wie wertvoll sie ihm und damit ganz Österreich sind.
Reden Sie also mit den Künstler*innen, nehmen Sie sie ernst, teilen Sie ihre Sorgen, stehen Sie auf ihrer Seite, machen Sie sich gemein mit ihnen, ermutigen Sie sie, darüber nachzudenken, welchen besonderen Weg der Kulturbetrieb aus der Krise zu leisten vermag. Ihr Kapital: Noch vor ein paar Tagen wurden Sie als ein Teil von ihnen gesehen. Dass Sie das Gros der Künstler*innen gerade jetzt aus ihren schon bislang äußerst prekären Verhältnissen erlösen werden, glaubt ohnehin niemand.
Und Lukas Resetarits würde ich noch gerne bitten, seinen politischen Defätismus hintanzuhalten. Ulrike Lunacek mag bislang eine schwache Performance hingelegt haben. Viele der anstehenden Probleme, vor denen der Kulturbetrieb heute steht, sind aber hausgemacht (oder hat jemand einen signifikanten Aufschrei aus der Bevölkerung über die aktuelle Schließung des Kulturbetriebs gehört?).
Ihre Taktik, die blinden Flecke durch die Forderung, das einzig verbliebene Bindeglied zwischen Politik und Kulturbetrieb „heimzugeigen“, für den Ausdruck einer ebenso langen wie unsäglichen österreichischen Tradition einer manisch-depressiven Haltung eines über die Niederungen der Politik erhabenen Kulturbetriebs. Demnach wären die Künste zwar ganz arm und verkannt. Und doch wüssten Künstler*innen alles weit besser als die Vertreter*innen einer demokratisch legitimierten Politik. Die Populisten werden es ihnen danken!